Grünfilteranlagen für die Welt
Felipe Valderrama ist ein vielbeschäftigter Mann. Der Kolumbianer arbeitet für die Nichtregierungsorganisation Fundación Humedales, die es sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat, für sauberes Wasser in abgelegenen Gebieten Kolumbiens zu sorgen. Und er ist derjenige, der das möglich macht.
Valderrama unterstützt als Projektmanager beim Bau sogenannter Grünfilteranlagen. Diese säubern selbstständig mithilfe bestimmter Wasserpflanzen die Abwässer kleiner Gemeinden. So fliessen Abwässer nicht mehr ungeklärt in das Grundwasser, in Flüsse oder Lagunen. Wie typische Kläranlagen sehen die langen Kanäle der Anlagen nicht aus. Sie erinnern eher an grosse Pflanzbeete. Das Wasser fliesst unter dem schwimmenden Grün hindurch. Dabei werden Schadstoffe und Krankheitserreger von den Wurzelballen und Bakterien reduziert. Dank diesem Prinzip sind Grünfilteranlagen wirtschaftlich und nahezu wartungsfrei. Auch chemische Zusätze sind nicht notwendig. Das macht sie zu einer umsetzbaren und praktischen Lösung zur Wasseraufbereitung in Schwellenländern.
Grünfilteranlagen für die Welt
Wie funktioniert eine Grünfilteranlage?
- Kleine Gemeinden leiten ihre Abwässer in die Grünfilteranlage.
- Das Abwasser erreicht die Vorbehandlung. Zunächst werden grobe Teile herausgefiltert und die Fliessgeschwindigkeit verringert.
- Öle und Fette werden in der ersten Stufe abgeschieden.
- Das Wasser gelangt nun in die mit Wasserhyazinten gefüllten Wasserbehälter.
- In den seichten und schmalen Kanälen umfließt das Wasser das Wurzelwerk der Pflanzen und wird durch die Bakterien und Pflanzen gereinigt.
- Aus einem Revisionsbehälter können Wasserproben entnommen werden, um die Qualität zu prüfen.
- Das Wasser fliesst wieder zurück in Flüsse, Lagunen oder Wasserspeicher
Zusammenarbeit vor Ort
Um eine nachhaltige Umsetzung dieser grünen Technologie zu gewährleisten, arbeitet Projektkoordinator Valderrama und sein Team der Fundación Humedales eng mit den Gemeinden vor Ort zusammen. Sie sind für den Bau der Kanäle zuständig und haben sich verpflichtet, die Anlagen mindestens acht Jahre lang zu betreiben.
Angefangen hat alles mit einem Pilotprojekt in Kolumbien. Die erste Grünfilteranlage wurde Ende 2013 in San Miguel de Sema, eine 4000-Einwohner-Gemeinde in den Anden, in Betrieb genommen. Das Dorf liegt an der Laguna de Fúquene, einem Süsswassersee, aus dem 200.000 Menschen ihr Trinkwasser beziehen. "Durch die geringe Wassertiefe des Sees und die Abwässer aus den umliegenden Gemeinden und der Viehwirtschaft war das ökologische Gleichgewicht des Sees gefährdet", erklärt Valderrama. "Unser Ziel war es daher, die sanitäre und hygienische Situation in den Ortschaften rund um den See zu verbessern und gleichzeitig die Verschmutzung des Laguna de Fúquene zu vermindern." Nach dem erfolgreichen Pilotprojekt folgten zwei weitere Anlagen in der Nähe.
Bau einer Grünfilteranlage
Interview mit Felipe Valderrama
Was motiviert Sie bei der Grünfilterinitiative mitzuwirken?
Ich bin in einem Entwicklungsland aufgewachsen, das mir früh die Probleme aufgezeigt hat, die es gibt, wenn Geld und Technik nur unzureichend verfügbar sind. Viele denen ich begegnet bin haben vor dieser Situation einfach resigniert, da oft unbekannt ist, welche einfachen und günstigen Wege es gibt, zahlreiche Probleme zu lösen.
Meine Motivation ist daher, als Vermittler von einfachen Lösungen zu fungieren, die auch in Regionen funktionieren, in denen kaum Budget verfügbar ist und ein niedriges Bildungsniveau weit verbreitet ist. Die Grünfilteranlagen sind dafür ein perfektes Beispiel. Sie können gute und nachhaltige Ergebnisse erzielen - auch ohne großen Einsatz.
Was sind die Hauptvorteile der Grünfilteranlagen?
Die grössten Stärken der Anlagen sind die einfache Verwirklichung und der leichte Betrieb. Daher sind sie eine ideale Lösung zur Behandlung von Abwässern in kleinen Dörfern, die nur wenig Budget und Technologien zur Verfügung haben.
Grünfilteranlagen sind eine kosteneffiziente und umweltfreundliche Alternative zu regulären Kläranlagen. Sie sind nach dem Prinzip der Bionik angelegt. Das bedeutet, dass die Anlage spontane biologische Prozesse verstärkt, die in natürlichen Feuchtgebieten ohnehin vorkommen. Dabei wird die organische Masse zersetzt und so die Wasserqualität gesteigert. Da es sich um einen natürlichen Prozess handelt, muss der Mensch nur noch wenig tun.
Mit wem arbeiten Sie beim Aufbau vor Ort zusammen?
Wir arbeiten mit Einwohnern der Gemeinden zusammen. Das ist uns sehr wichtig, denn sobald die Anlage einsatzbereit ist, gibt es genug Menschen, die sich schon damit auskennen und die Anlage warten oder die Wartung beaufsichtigen können.
Welche Rolle spielt Kärcher?
Kärcher hat mit der "Sauberes Wasser für die Welt"-Initiative in Zusammenarbeit mit dem Global Nature Fund vielen kleinen Organisationen die Möglichkeit gegeben, lokale Projekte zur Wasserreinhaltung umzusetzen. In Kolumbien wird unsere Organisation Fundación Humedales unterstützt. Durch das Projekt in San Miguel de Sema hatten wir die Möglichkeit, unsere Idee zum ersten Mal in realem Ausmass zu testen und weiter auszubauen. Inzwischen profitieren in Kolumbien vier kleine Ortschaften von der Technologie, die alle sehr dankbar sind für die Unterstützung des Global Nature Funds und Kärcher.
Weitere Anlagen geplant
Inzwischen hat der Global Nature Fund mit der finanziellen Unterstützung von Kärcher sieben solcher Grünfilteranlagen fertiggestellt und zwar nicht nur in Kolumbien. Auch in Mexiko, den Philippinen und Südafrika stehen die Wasserfilter. 363.000 Menschen profitieren bereits von der einfachen aber effektiven Lösung.
Felipe Valderrama wird auch in den kommenden Jahren ein beschäftigter Mann bleiben, denn die nächsten Anlagen sind schon in Paraguay, Nicaragua sowie in Mexiko und Kolumbien geplant. Mit von der Partie sind wieder Kärcher, aber auch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und fünf lokale Nichtregierungsorganisationen in den einzelnen Ländern.
Global Nature Fund
Der Global Nature Fund ist eine internationale Stiftung für Umwelt und Natur. Ein zentrales Projekt der Stiftung ist das im Jahr 1998 gegründete internationale Seennetzwerk "Living Lakes - Lebendige Seen", das sich für den weltweiten Schutz von Seen und Feuchtgebieten einsetzt. 2013 gründeten die Stiftung und Kärcher gemeinsam die Initiative "Sauberes Wasser für die Welt" zur Unterstützung des Umweltschutzprojektes "Living Lakes".
Kärcher-Nachhaltigkeitsbericht
Kärcher unterstützt zahlreiche Initiativen auf der ganzen Welt. Ziel ist es, die Welt für möglichst viele Menschen lebenswerter machen. Für den Reinigungsgerätehersteller heißt das in erster Linie, zu einer sauberen Umwelt beizutragen. Durch die sparsame Verwendung von Ressourcen wie Rohstoffe, Energie und Wasser, aber auch durch anspruchsvolle Reinigungsprojekte am Kulturerbe der Menschheit. Zu einer lebenswerten Gesellschaft gehört für das Unternehmen aber auch Hilfe für Menschen, die in Not geraten sind – durch Naturkatastrophen oder durch persönliche Tragödien. Mehr zum Engagement von Kärcher gibt es im Nachhaltigkeitsbericht.
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