Die längsten Laster der Welt
Sie gehören zu Australien wie Kängurus und das Great Barrier Reef: Road Trains versorgen entlegene Gebiete mit Gütern aller Art. Mehr als 50 Meter lang und 130 Tonnen schwer sind sie die Könige der Strasse. Doch die extremen Temperaturen und aggressiver Schmutz setzen den Giganten zu. Eine normale Waschanlage wäre da schnell überfordert.
Könige der Strasse
Es ist umstritten, woher der Name der Region Pilbara im Westen Australiens stammt. Einige glauben, er leite sich von „bilybara“ ab, was in der Sprache der Aborigines „trocken“ heisst. Andere sagen, er beruht auf dem Namen einer lokalen Fischart. Woher der Name auch stammt, die Region bietet eine Natur von spektakulärer Schönheit und einige der ältesten natürlichen Landschaften der Welt. Endlos weite Wüsten, felsige Schluchten und entlegene Siedlungen. Die Region hat aber noch ein Gesicht. Im Herzen der australischen Bergbauindustrie werden grosse Mengen Rohöl, Salz, Erdgas und Eisenerz gefördert.
Um die Region mit dem Rest des riesigen Landes zu verbinden, bewältigen die Fahrer der sogenannten Road Trains weite Strecken. Road Trains, das sind gewaltige Lastwagen. Im australischen Überlandtransport versorgen sie entlegene Regionen. Nirgendwo auf der Welt gibt es mehr oder längere Road Trains. Hunderte dieser Lkws sind im Auftrag des Logistikunternehmens Linfox unterwegs. Sie transportieren nicht nur die zutage geförderten Bodenschätze, sondern versorgen die Region auch mit lebenswichtigen Gütern wie Nahrungsmittel oder Treibstoff.
Einen dieser Lastwagen fährt Rob Harrison. Er ist bereits seit 20 Jahren im Geschäft und kennt die Gegend wie seine Westentasche. Vom roten Sand der weiten Wüstenlandschaft bis zum kristallklaren Wasser des Ozeans – er hat alles gesehen, was die Region zu bieten hat. Und er ist Trucker aus Leidenschaft.
Robs Tag beginnt früh. „Ich stehe um 4.30 Uhr auf und mache Sport.“ Wer für Stunden konzentriert am Steuer sitzt, braucht einen Ausgleich. „Gerne gehe ich mit Freunden schwimmen“, aber besonders angetan hat es ihm das Stehpaddeln. „Da pflüge ich mich wie ein Verrückter auf dem Paddelbrett durchs Wasser.“ Nach dem Training geht es zur Arbeit, ans Steuer eines mehr als eine Million Dollar teuren Lastwagens.
Eine wichtige Lieferung
Heute geht es in die Gegend von Marble Bar, etwa 200 Kilometer ins Landesinnere. Der Diesel in Robs Tanks ist das Lebenselixier des dortigen Bergwerks. „Ohne unsere Versorgungsfahrten gäben die Generatoren den Geist auf, die Kantinen hätten kein Essen, die Maschinen könnten nicht betrieben werden.“
Marble Bar gilt als einer der heißesten Orte der Welt. Temperaturen über 40 Grad sind keine Seltenheit. Die Gegend ist unwirtlich und eine Herausforderung für Menschen und Maschinen. „Steigen die Temperaturen auf 35 Grad, kommt es zu Sandstürmen. Die sehen aus der Ferne fantastisch aus, aber wer durch einen durchfahren muss, merkt es sofort: Der Sand setzt sich überall fest“, erklärt Rob. Der allgegenwärtige Eisenerzstaub rund um die Minen tut sein Übriges.
Nach Hunderten Kilometern auf schmutzigen und teilweise unbefestigten Strecken ist alles mit Staub bedeckt. „Ich muss nicht nur dafür sorgen, dass das Produkt vor Ort eintrifft. Ich muss darauf achten, dass das Produkt einwandfrei und sicher ausgeliefert wird und nicht kontaminiert ist.“ Dafür prüft Rob die Tanks und reinigt die Anschlussstellen am Truck, bevor die Ladung abgeladen wird. Dann macht er sich wieder auf den Weg, durch die weite Landschaft der Pilbara.
So heiß und trocken die Region die meiste Zeit ist, so nass ist sie in der Regenzeit. Besonders zwischen November und Mai verwandelt plötzlich auftretender Starkregen die staubigen Straßen schnell in matschige Pisten. Auch das ist eine Herausforderung für die schweren Road Trains. „Da setzen sich schnell 300 Kilogramm Matsch am Unterboden des Lkw fest“, berichtet Rob.
Sauberkeit ist Sicherheit
Ob Staub und Sand oder feuchter Matsch, beides gefährdet die Zuverlässigkeit der Transporter. Dabei sind hohe Sicherheitsstandards und saubere Lkws für Linfox von zentraler Bedeutung. Eine gewöhnliche Lkw-Waschanlage ist nicht geeignet für die über 50 Meter langen Road Trains. Deshalb hat Linfox Kärcher mit der Entwicklung eines speziell auf die übergrossen Lastwagen zugeschnittenen Reinigungssystems beauftragt.
In enger Zusammenarbeit wurde eine hochmoderne und einmalige Waschanlage entwickelt. Der vierstufige Reinigungsprozess ermöglicht es, die Strassenriesen während nur einer Durchfahrt zu reinigen.
Im ersten Schritt wird der Road Train mit kaltem Wasser heruntergekühlt. Das schont die Oberflächen bei den weiteren Schritten. Anschliessend fährt der Truck über ein spezielles System zur Reinigung des Unterbodens. Gleichzeitig werden die Räder und Seiten des Gefährts durch mehrere rotierende Hochdruckdüsen gereinigt. Im dritten Schritt steht bei Bedarf ein stationärer Hochdruckreiniger mit vier Entnahmestellen auf zwei Ebenen bereit, um besonders hartnäckige Verschmutzungen manuell zu lösen. Im vierten und letzten Schritt fährt der Lastwagen durch einen Bogen mit Hochdruckdüsen. Dabei werden verbliebene Verschmutzungen abgespült. Anschliessend erstrahlt der Gigant in neuem Glanz.
„Die Waschanlage macht uns das Leben einfacher. In unserer Branche ist Zeit immer ein wichtiger Faktor“, sagt Rob, „Meinen 50 Meter langen Truck in 15 Minuten reinigen zu können, ist grossartig.“ Vor der Entwicklung des neuen Reinigungssystems wurden die Fahrzeuge mit einem Hochdruckreiniger und viel Handarbeit saubergemacht. Einen einzigen Lkw zu reinigen, dauerte fünf Stunden. Wertvolle Zeit. „Heute fahre ich da einfach durch, ohne etwas tun zu müssen. Ich lenke geradeaus, alles Weitere erledigt die Waschanlage.“
Nach dem Reinigungsstopp geht es wieder auf die Strasse, in die Weiten der Pilbara. „Trotz der rauen Bedingungen und der unmenschlichen Hitze ist das für mich ein magischer Ort.“ Abgeschiedenheit, Einsamkeit, harte Arbeit und lange Tage vergisst Rob schnell, wenn sein Blick auf diese einzigartige Landschaft fällt. „Man muss sich nur die Zeit nehmen und hinsehen.“
5 PILBARA-FAKTEN
- Pilbara ist eine von neun Regionen des Bundesstaats Western Australia.
- Auf über 500.000 Quadratkilometern leben 67.000 Menschen.
- Das Klima wird von hohen Temperaturen bei wenig Regen und einer niedrigen Luftfeuchtigkeit bestimmt.
- In der Pilbara liegen die weltweit größten Eisenerzvorkommen.
- Neben Bergbau und Ölindustrie ist der Tourismus ein wichtiger Faktor der Region.
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