Industrieböden professionell reinigen

Industrieböden brauchen besondere Aufmerksamkeit – sowohl bei der Herstellung als auch bei der Beschichtung, Reinigung und Pflege. Denn sie werden außerordentlich strapaziert und müssen zugleich den Anforderungen an die Arbeitssicherheit im Betrieb gerecht werden. Welche Reinigungsmethode die richtige ist, hängt ganz wesentlich von der Bodenbeschaffenheit ab.

Industrieboden

Sicherheit durch regelmäßige Reinigung

Die Reinigung von Industrieböden hat in der Regel keine ästhetischen Gründe. Vielmehr ist sie notwendig, um die Sicherheit und den reibungslosen Ablauf im Betrieb gewährleisten zu können. Denn Industrieböden sind tagtäglich hohen Belastungen ausgesetzt – durch physische Kraft und verschiedenste Stoffe, die chemische Reaktionen an Oberflächen verursachen können. Schäden am Bodenbelag können im schlimmsten Fall zu Folgeschäden und Unfällen führen; Öl, Säuren und andere Stoffe zu Schäden an Geräten, Werkzeugen oder Mitarbeiten. Die regelmäßige, sachgemäße Reinigung kann dieses Risiko minimieren. Nicht zuletzt trägt die Bodenpflege in der Industrie auch zum Werterhalt von Bodenbelägen und Gebäuden bei.

Grundsätzlich wird bei der Reinigung zwischen der Ein-Schritt- und der Zwei-Schritt-Methode bzw. der einstufigen und der zweistufigen Methode unterschieden:

  • Ein-Schritt-Methode (einstufig): Der Boden wird in einem Durchgang mit derselben Maschine zunächst unter Zugabe eines Reinigungsmittels abgescheuert und im gleichen Arbeitsschritt wieder von der Schmutzflotte befreit
  • Zwei-Schritt-Methode (zweistufig): Im ersten Arbeitsschritt wird Wasser und Reinigungsmittel auf die gesamte Fläche aufgetragen und im zweiten Schritt dann wieder mit dem Reinigungsgerät aufgenommen.

Industriefußböden aus Estrich

Bei Industriefußböden handelt es sich überwiegend um glatte, fugenlose, stark verdichtete und damit hoch belastbare Estriche. Diese bestehen beim Auftragen aus einer weichen Masse, die direkt im Objekt gegossen oder gespachtelt wird und anschließend aushärtet. Es werden dabei verschiedene Estricharten unterschieden. Jede Art hat besondere Eigenschaften, die bei der Reinigung unbedingt beachtet werden sollten.

 

Zementestrich (CT)

Besteht aus Sand bzw. Kies, Zement und Wasser und ist die am meisten verwendete Estrichart. Im Industriebereich werden nur so genannte Hartstoffestriche hergestellt, die dank ihrer richtigen Dimension der Stärke und Festigkeitsklasse sehr hohe Verkehrslasten aufnehmen können.

Besonderheit: Empfindlich gegenüber Säuren und starken Alkalien. Bei der Einwirkung von Säuren entsteht eine „waschbetonähnliche Struktur“, d. h. der Beton wird rauer und erschwert die Reinigung.

Kalziumsulfatestrich (CA)

Darunter fallen alle Estriche, deren Bindemittel aus wasserfreiem Kalziumsulfat (Anhydrit) besteht. Sie zeichnen sich durch eine sehr harte, glatte, porenarme und dichte Oberfläche aus und haben eine helle Farbe.

Besonderheit: Aufgrund des Bindemittels gegenüber Feuchtigkeit empfindlich. Deshalb sind lange Einwirkzeiten von Wasser zu vermeiden, besonders bei der Grundreinigung. Nur Ein-Schritt-Methode möglich.

Magnesiaestrich (MA)

Oft auch als Magnesit-Estrich bezeichnet, besteht aus den Bindemittelkomponenten Magnesiumoxid und Magnesiumchlorid. Er zeichnet sich durch eine besondere Zähigkeit und durch die Fähigkeit aus, die mineralischen Zuschlagstoffe äußerst fest zu verbinden. Durch die Zugabe geeigneter Metalloxidfarben ist eine durchgehende Färbung möglich.

Besonderheit: Meist schon am Tag der Fertigstellung mit einer Imprägnierung versehen. Magnesia-Estrich mit hohem Anteil an organischen Füllstoffen verbessert die Fußwärme, wird aber gegen Feuchtigkeit empfindlicher. Nur Ein-Schritt-Methode empfehlenswert.

Gussasphaltestrich (AS)

Hohlraumfreies, dichtes Gemisch aus Füllern wie z. B. Steinmehl, Sand, Splitt oder Kies und Bitumen. Bei Bitumen handelt es sich um eine schwerflüchtige, dunkel gefärbte Substanz aus verschiedenartigen organischen Stoffen, die aus der Erdöldestillation gewonnen werden.

Besonderheit: Staubfrei, wasserunempfindlich, weitgehend alkali- und säurebeständig, jedoch unbeständig gegenüber Lösemitteln.

 

Oberflächenvergütende Maßnahmen

Je nach Anspruch und Belastung der Beläge können diese mit oberflächenvergütenden Maßnahmen behandelt worden sein. Eine Oberflächenvergütung verhindert beispielsweise bei Zementestrichen die Staubbildung und das schnelle Eindringen von Schmutz und Feuchtigkeit. Bei der Reinigung sollten die Besonderheiten der vorliegenden Oberflächenvergütung beachtet werden:

Das Imprägnierungsmittel dringt je nach Untergrundqualität 0,5 – 3 mm in den Estrich ein und verfestigt ihn in einem bestimmten Maße. Zudem werden die Poren des Estrichs weitgehend gefüllt. Es entsteht jedoch keine zusammenhängende Schicht (Filmbildung) auf der Oberfläche.

Besonderheit: Die Tränkung der Poren führt dazu, dass Flüssigkeiten nicht sofort in den Estrich eindringen können. Lässt man z. B. Öl zu lange einwirken, entstehen Spuren auf der Oberfläche, die nicht mehr zu beseitigen sind.

Die Verdichtungsflüssigkeit wird wie eine Imprägnierung aufgetragen und reagiert nur auf zementgebundenen Untergründen. Bei diesem Material kommt es zu der entsprechenden Verdichtungsreaktion (ca. 1  mm Tiefe).

Besonderheit: Je häufiger eine Nassreinigung erfolgt, desto intensiver wird die Verdichtungsreaktion erneut angeregt. In der Folge wird die Fläche gehärtet und somit resistenter gegen chemische und mechanische Beanspruchungen.

Anders als bei der Imprägnierungen wird hierbei eine gewisse Materialschicht auf den Untergrund aufgetragen. Sie ist mit einer Filmdicke von 0,1 – 0,3 mm relativ dünn. Rein optisch gleicht eine Versiegelung einem Farbanstrich.

Diese haben in der Regel eine Schichtdicke von 0,5 – 2 mm. Bei Stärken von 2 – 6 mm spricht man von Belägen. Je nach verwendeter Beschichtung (Spachtelbeschichtung oder Gießharz) kann eine relativ strukturierte oder fast glatte Oberfläche erzielt werden. Dies ist deshalb von Bedeutung, weil in bestimmten Bereichen gewisse Trittsicherheitsklassen von der Berufsgenos­senschaft oder vom Gewerbeaufsichtsamt gefordert werden. Hier sind insbesondere die Kunstharz-Spachtelböden wie Expoxidharz oder Polyurethan zu nennen.

Besonderheit: Hohe Chemikalienbeständigkeit, jedoch gegebenenfalls Empfindlichkeit gegenüber Lösemitteln und starker Mechnik wie z. B. die Verwendung von schwarzen Pads oder Stahldrahtbürsten. 

Grundreinigung: Haftende Verschmutzungen entfernen

Bei der Grundreinigung werden haftende Verschmutzungen wie Öl- und Fettschmutz sowie Schmutzkrusten durch Nassscheuern beseitigt. Dafür werden leistungsstarke Scheuersaugmaschinen mit Walzenscheuerkopf verwendet. Sofern es der Belag zulässt, wird mit vollem Anpressdruck und grünen Scheuerbürsten bzw. -pads in der Zwei-Schritt-Methode gearbeitet. Dabei sollte nur abschnittsweise vorgegangen werden, um eine zu starke Durchfeuchtung des Bodens bzw. zu schnelles Wiederauftrocknen der Reinigungsflotte zu vermeiden.  

Schritt 1: Reinigungsflüssigkeit mit der Scheuersaugmaschine auf die zu reinigende Fläche aufbringen und sie zwei- bis dreimal abscheuern – bis sich der Schmutz vollständig abgelöst hat. 

Schritt 2: Die Schmutzflüssigkeit über den Saugbalken und die Saugeinrichtung mit der Maschine aufnehmen. Abschließend die gesamte Fläche nochmals mit klarem Wasser in der Ein-Schritt-Methode nachbearbeiten: Wasser auftragen – scheuern – absaugen. 

Als Reinigungsmittel empfiehlt sich der alkalische Allround-Grundreiniger RM 754, wenn neben Öl und Fetten auch Pflegefilme entfernt werden müssen. Ansonsten kommt der Bodengrundreiniger RM 69 ASF zum Einsatz. Die Dosierung liegt je nach Verschmutzungsgrad zwischen 5 – 10 %.

Achtung: Bei nicht oberflächenvergüteten Industrieböden bzw. wasserempfindlichen Oberflächen (siehe Estricharten) empfiehlt sich die Grundreinigung nur in der Ein-Schritt-Methode, da der Boden sonst zu nass wird und Folgeschäden auftreten können.

Grundreinigung mit Scheuersaugmaschine

Unterhaltsreinigung in der Ein-Schritt-Methode

Unterhaltsreinigung: Leichte Verschmutzungen entfernen

Die Unterhaltsreinigung erfolgt in der Ein-Schritt-Methode. Bei der Reinigung von leichteren Verschmutzungen werden an der Scheuersaugmaschine rote Scheuerbürsten bzw. -pads eingesetzt. Der Schrubbautomat arbeitet mit reduziertem Anpressdruck und reduzierter Drehzahl der Walzenbürsten. Dabei wird das Reinigungsmittel – je nach Schmutzeintrag – in einer Dosierung von 0,5-3 % (RM 69 ASF) eingesetzt. Dazu empfiehlt sich die Ausstattung der Maschine mit automatischer Reinigungsmittelzudosierung (Dose). Ein Nachwischen oder Spülen ist nicht erforderlich. Der Boden ist sofort wieder begehbar.

Ist eine Nassreinigung in Anbetracht der Reinigungsanforderung nicht notwendig, kann die Unterhaltsreinigung auch durch den Einsatz einer Kehrsaugmaschine erfolgen.

 

Beseitigung von Brems- und Reifenspuren

Zur Beseitigung von Gabelstapler-Bremsspuren bzw. Reifenabrieb wird das speziell dafür entwickelte, NTA-freie Reinigungsmittel RM 776 unverdünnt auf die verschmutzten Stellen mit RM-Sprayer oder Sprühflasche aufgesprüht. Einige Minuten einwirken lassen. Danach die vorgelegte Fläche mit dem Scheuersaugautomaten bearbeiten. Je nach Oberflächenstruktur ist der Walzenscheuerkopf mit grünen Walzenpads (glatte Oberfläche) oder Walzenbürsten (strukturierte Oberfläche) auszustatten. Im nächsten Schritt wird die Schmutzflotte aufgenommen und danach mit klarem Wasser gespült (Ein-Schritt-Methode).

Achtung: Diese Methode nicht auf Polymer- und Wachsbeschichtungen verwenden, da diese durch das Reinigungsmittel ablöst werden.


Auf den Scheuerkopf kommt es an

Im Industriebereich treten in der Regel stärkere und stark haftende Verschmutzungen auf, daher empfiehlt sich bei der Nassreinigung die Scheuersaugmaschine mit Walzenscheuerkopf anzuwenden.

Glatte Oberflächen werden mit Walzenpads bearbeitet, strukturierte und raue Oberflächen mit Walzenbürsten. Die hohe Reinigungseffizienz liegt in Folgendem begründet:

  • Gegenläufigkeit der Bürsten/Pads
  • Hoher und gleichmäßiger Anpressdruck (bis zu 260 g/cm2) über die gesamte Arbeitsbreite
  • Extrem hohe Drehzahl (bis 1100 U/min)
  • Exzellenter Bodenkontakt

Diese Eigenschaften ermöglichen, dass der Schmutz sicher vom Boden abgenommen wird. Aufgrund der hohen Drehzahl ergibt sich außerdem ein Selbstreinigungseffekt und damit eine immer gleich bleibende Reinigungseffizienz. Auf ein Vorkehren der Fläche kann vorab häufig verzichtet werden, da die gegenläufigen Walzenbürsten den Grobschmutz in die integrierte Kehrlade befördern.

 

 

Bürstenkopf mit grünen Walzenpads
Kärcher Scheuersaugmaschinen
Kärcher Reinigungsmittel für Böden

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