Schlamm, Schweiß & Hochdruck: die Rallye Dakar 2017
„Wenn Du denkst, Du hast alles unter Kontrolle, dann überrascht Dich die Dakar.“ So beschreibt Filipe Ferrao, Mechaniker im X-raid-Team, den Spirit des einzigartigen Rennens. 9.000 Kilometer Strecke in drei Ländern. Knapp zwei Wochen unterwegs, davon sechs Tage auf über 3.000 Metern Höhe. Eine unglaubliche Belastung für Piloten, Fahrzeuge – und all die Menschen, die hinter den Kulissen hart am Erfolg der Rallye arbeiten.
Alles gleich, und doch anders
318 Fahrzeuge starteten am 2. Januar 2017 in Asuncion (Paraguay) zur großen Rallye Dakar, 220 erreichten zwölf Etappen später das Ziel Buenos Aires (Argentinien). Die Herausforderung, eine gewaltige Strecke in unwegsamem Gelände innerhalb von kurzer Zeit zu bewältigen, dürfte heute immer noch ähnlich groß sein wie in den Anfangsjahren. Doch hinter den Kulissen hat sich einiges verändert, denn heute sind unzählige Helfer am Werk, um möglichst reibungslose Abläufe sicherzustellen.
60 medizinische Mitarbeiter kümmerten sich 2017 beispielsweise um die Gesundheit der Piloten, für die Sicherheit der Veranstaltung sorgten 22.000 Beamte. Küchenservice, Reinigungspersonal und Aufbauteams arbeiteten hart dafür, dass an jedem Etappenende ein bezugsfertiges Biwak wartete – Kantinen-Zelt mit Versorgung von 4.30 Uhr morgens bis spät in die Nacht inklusive. Neben den Organisatoren, die sich an den Biwaks um die Abläufe kümmerten, bildeten die teameigenen Mechaniker und Techniker ein wichtiges Rückgrat für die Piloten. Sie folgten ihnen zwar nicht direkt auf der Rennstrecke, sondern auf asphaltierten Straßen. Dafür fing ihre Arbeit erst am Ende einer Etappe an, wenn sie die Rallye-Fahrzeuge durchcheckten. Und auch Kärcher war in Sachen Dakar unterwegs, mit einem Cleaning Center und einem mobilen Reinigungs-Trio.
Sauberkeit mitten im Nirgendwo
Davon, dass der Reinigungsspezialist seit 2012 die Rallye sponsert, profitieren seither alle Piloten. Denn wie jedes Jahr wurde auch 2017 ein großes Cleaning Center aufgebaut, am Ende der achten Etappe in Salta. „Es muss völlig autark funktionieren, ohne Strom- und Wasseranschluss“, erklärt Ivan Villamil von Kärcher Südamerika. „Da stecken sehr viel Organisation und Logistik drin. Inklusive Transport brauchen unsere Techniker und Industriebau-Spezialisten fünf Tage, bis alles bereit ist für den großen Einsatz.“
Ein Techniker pro Motorrad oder Auto, zwei pro Truck arbeiteten neun Stunden im Akkord. „Im besten Jahr haben wir an zwei Tagen 2.500 Fahrzeuge geschafft – da waren es noch deutlich mehr Teilnehmer, und manche brachten ihr Fahrzeug sogar zweimal vorbei.“ Kein Wunder, dass nach einem solchen Höllenritt erst einmal Schlafen angesagt war. „Aber lang ist die Verschnaufpause nicht – die Biwaks werden am nächsten Tag gleich wieder abgebaut. Also heißt es früh aufstehen, alles demontieren und verladen, um mittags abfahrbereit zu sein.“
Kärcher on the road
Die beiden von Kärcher unterstützten Teams, X-raid und KTM, bekamen mit Desafío Kärcher einen zusätzlichen Service mit auf den Weg. Denn die drei Abenteurer von Kärcher Argentinien brachen mit einem Pickup und einem Hochdruckreiniger auf, um an jedem Tagesziel eine mobile Reinigungsstation aufzubauen.
„Die meiste Zeit hatten wir mit Höhenluft, Regen und Schlamm zu kämpfen“, erzählt Juan José Pisacane, Vertriebsleiter Professional bei Kärcher Argentinien. „Doch zu Beginn in Resistencia haben wir gelernt, was es heißt, bei 55 Grad Celsius zu arbeiten. Nicht einmal die Akkreditierungsaufkleber wollten auf unserem Pickup halten.“
Das Desafío-Trio war bei jeder Etappe vor den Piloten am Biwak, fand im geordneten Chaos heraus, an welchem Ort man sich platzieren sollte, und organisierte das benötigte Wasser. Meist stellte die jeweilige Stadt einen Tank zur Verfügung, andernorts half die Feuerwehr.
Mechaniker unter Druck
Die Reinigung selbst führten die Mechaniker der Teams durch. „Motorhaube auf, Motorraum, Filter und Kühler reinigen, stark beanspruchte Teile oder solche mit begrenzter Laufleistung prüfen – und trotz Zeitdruck bloß keine Details übersehen“, beschreibt Filipe Ferrao von X-raid die Aufgabe. Pro MINI John Cooper Works waren für Reinigung und Wartung in etwa drei Stunden Arbeit fällig, wenn nicht größere Probleme durch technische Schwierigkeiten auftraten. Dankbar waren die Mechaniker bei ihrer Arbeit tatsächlich für den Hochdruckreiniger, denn: „Es ist angenehmer, sich nicht durch den Schlamm zu wühlen – und man sieht natürlich mehr.“
Und so galt es, Tag für Tag unter widrigsten Bedingungen Höchstleistung zu erbringen. „Du isst, wenn es etwas zu essen gibt, und Du schläfst, wenn es gerade geht. Ansonsten arbeitest Du – das ist der Dakar-Modus“, erzählt Ferrao. Da Schlaf eher Mangelware ist, wurde jeder Platz genutzt, ganz gleich, ob im Zelt, im Dachzelt auf dem LKW oder auf dem Feldbett unter der Seitenplanke des Trucks. Ferraos Resümee: „Dieses Jahr gingen Regen und Kälte schon an die Substanz – aber wir sehen uns 2018 natürlich wieder.“
Hintergrund
Von einer Irrfahrt zur Dakar
Die faszinierenden Wurzeln der Rallye Dakar liegen in den 1970er Jahren. Der Franzose Thierry Sabine hatte sich 1977 bei der Rallye Abidjan-Nizza in der libyschen Wüste verirrt. Inspiriert von diesem gravierenden Erlebnis, gründete er 1979 die Rallye Dakar. Vier Jahre später wurde der Mythos endgültig etabliert, als in einem Sandsturm in der Ténéré-Wüste (südliche Sahara) mehr als 40 Piloten die Orientierung verloren und manche von ihnen ganze vier Tage brauchten, um wieder auf die Strecke zurückzukehren. Seither gilt die Dakar als die berühmteste Langstrecken- und Wüstenrallye der Welt. Für jene, die sich diesem Abenteuer stellen, dürfte immer noch der Kerngedanke zutreffen, den Sabine einst formulierte: „A challenge for those who go. A dream for those who stay behind”.
Wasser – ein kostbarer Rohstoff
Besonderes Augenmerk lag aufgrund der Wasserknappheit wieder auf einem niedrigen Verbrauch des kostbaren Rohstoffs. Das mobile Team wie auch das Cleaning Center sammelten das verwendete Wasser, bereiteten es auf und verwendeten es wieder. Das im Cleaning Center zur Reinigung benötigte Wasser hat das Team nach Ende der Aktion zudem an einen zertifizierten Partner geliefert, der es nach der Wiederaufbereitung dem Trinkwassersystem zuführte.