Kärcher Studie 2019: Putzen hilft gegen den Alltagsstress
Wir haben über 11.000 Menschen weltweit zu ihren Putzgewohnheiten befragt und dabei Erstaunliches herausgefunden. Warum Putzen sogar beim Stressabbau hilft und in welchem Land am längsten sauber gemacht wird, erklären wir in unserer Putzstudie.
Wer zu Putzlappen und Sauger greift, tut dies in Vorfreude auf das Ergebnis: Ein sauberes Zuhause, in dem es sich entspannen und wohlfühlen lässt. Häufig ist aber bereits der Weg das Ziel: Für viele Menschen wirkt der Putzvorgang an sich stressmindernd. So geben beispielsweise 75 Prozent der Briten an, immer dann den Wischmopp zu schwingen, wenn sie gestresst sind. Mit dem Ergebnis, dass sich 84 Prozent durch ein sauberes Zuhause ruhiger und entspannter fühlen. Auch in Frankreich zeigt sich eine Verbindung zwischen Hausputz und Stressabbau: 59 Prozent der Franzosen beschreiben sich während des Saubermachens gar als meditativ und ruhig. Womöglich ein Grund, warum auch die Deutschen häufig zum Staubsauger greifen? Antworten darauf und viele weitere Erkenntnisse liefert die internationale Putzstudie, die Dynata im Auftrag von Kärcher in elf Ländern durchgeführt hat.
Putzen, aber gründlich
Zwei Drittel der Deutschen putzt mindestens einmal die Woche – 13 Prozent sogar täglich. Dabei zeigt sich: Samstag ist nicht der vermeintliche „Putztag“, tatsächlich haben nur 9 Prozent der Bundesbürger einen festen Wochentag fürs Reinemachen. Am Ergebnis ändert das nichts: 88 Prozent der hiesigen Befragten legen Wert auf ein sauberes Zuhause.
Auch in China wird Putzen zelebriert. Hier hat die Grundreinigung, etwa mit einem Dampfreiniger, eine besonders hohe Bedeutung – 94 Prozent der Befragten empfinden diese intensive Herangehensweise als wichtig oder sehr wichtig. Bei den 25- bis 34-jährigen sind es mit 99 Prozent sogar nahezu alle Befragten. Welcher Wohnbereich besonders gründlich gereinigt werden sollte? Die Küche mit 41 Prozent, das Bad und das Schlafzimmer mit jeweils 25 Prozent der Nennungen.
So lange putzt die Welt
Weltweit nimmt der Hausputz wöchentlich in etwa so viel Zeit ein wie ein durchschnittlicher Kinobesuch, ein ausführlicher Spaziergang oder ein Kaffeeklatsch mit Freunden.
Die wöchentliche Putzdauer beträgt rund um den Globus im Mittel zwei Stunden und zweiundfünfzig Minuten. Mit 4:49 Stunden verwenden die Befragten in Russland am meisten Zeit auf die Reinigung der eigenen vier Wände. Das verwundert kaum, ist für 97 Prozent der Russen Sauberkeit wichtig. Auch in Belgien wird viel geputzt: Mit 3:39 Stunden gehören die Befragten zu den Spitzenreitern – und dennoch wünschen sich 45 Prozent von ihnen mehr Zeit für den Haushalt. Im internationalen Vergleich legen die Japaner am wenigsten Wert auf ein sauberes Zuhause – was sich auch in der Putzdauer niederschlägt: 1:29 Stunden sind es im Land des Lächelns. Die Deutschen liegen mit insgesamt zweieinhalb Stunden etwas unter dem internationalen Mittelwert.
Klassische Helfer versus neueste Technik
Die passenden Helfer sorgen dafür, dass das Saubermachen einfach und effektiv von der Hand geht. Weltweit wird nicht auf manuelle Utensilien wie Besen, Bürste, Mopp und Co. (79 Prozent), chemische Reinigungsmittel (75 Prozent) oder elekrische Putzgeräte mit Kabel (66 Prozent) verzichtet – diese werden unter allen Befragten am meisten verwendet. Der Trend geht jedoch klar zu kabellosen Geräten. In Japan stehen elektrische Helfer mit Akku besonders hoch im Kurs – jeder zweite Japaner (54 Prozent) findet deren Verwendung wichtig, ein Drittel (34 Prozent) greift bereits auf sie zurück. Auch in Deutschland verwenden bereits 28 Prozent der Befragten akkubetriebene Reinigungsgeräte, Tendenz steigend.
Autonome Reinigungslösungen wie Saugroboter werden von Land zu Land sehr unterschiedlich angenommen – mit Abstand am häufigsten nutzt man deren Dienste in China mit 38 Prozent. In Deutschland stagniert der Einsatz im Vergleich zum Vorjahr bei lediglich 15 Prozent.
Andere Länder setzen dagegen auf die Unterstützung von Mitmenschen, allen voran Polen: Jeder Zweite (52 Prozent) darf sich hier auf die Hilfe von Partner, Familienmitgliedern oder Mitbewohnern verlassen.
(Un)Geliebte Gartenarbeit
Auch rund ums Haus fallen Aufgaben an, die erledigt werden müssen. Ob das Spaß macht? Kommt auf die Aufgabe und die Einstellung an: Den deutschen Gartenbesitzern graut es besonders vor dem Unkraut jäten. Mit 32 Prozent ist diese Angelegenheit die unbeliebteste. Auch die Bekämpfung von Schädlingen und die Reinigung des Grills sind den Befragten mit 17 und 16 Prozent ein Dorn im Auge. Rasen mähen, Hecken schneiden, Obst und Gemüse ernten – diese Aufgaben scheinen die Deutschen hingegen nicht zu stören. Die Franzosen gehen selbst an die Gartenarbeit gelassen heran: Sie hilft jedem Zweiten (49 Prozent), aus dem Alltag auszubrechen und zu entspannen.
Interview zum Putzverhalten mit Psychologin Dr. Brigitte Bösenkopf
Die internationale Putzstudie von Kärcher fördert seit Jahren Erkenntnisse zu den Themen Sauberkeit, Ordnung und Putzverhalten der Menschen zu Tage. In der diesjährigen Befragung, die Dynata im Auftrag von Kärcher in elf Ländern durchgeführt hat, sticht folgendes Ergebnis besonders hervor: Putzen sorgt für Entspannung, ja gar meditative Zustände. Das sagen zumindest 75 Prozent der Engländer und 59 Prozent der Befragten in Frankreich. Reinemachen als ausgleichendes Wohlfühlprogramm? Kärcher möchte es genauer wissen und fragt nach bei Dr. Brigitte Bösenkopf, Psychologin, Journalistin und Leiterin des Stresscenters in Wien.
Das Interview
Frau Dr. Bösenkopf, wir befinden uns in einer schnelllebigen Zeit. Phasen der Entspannung wollen gezielt geschaffen werden. Wieso scheint ausgerechnet das Putzen bei vielen Menschen genau das zu bieten?
Im hektischen Alltag suchen die Menschen nach Möglichkeiten zu entspannen. Sie leiden unter den steigenden Anforderungen in Beruf und Privatleben, Zeitdruck und dem Wunsch, sich zwischen all dem auch noch selbst zu verwirklichen. Hier kommt das Putzen ins Spiel. Neurobiologen haben festgestellt, dass unser Gehirn körpereigene Belohnungsstoffe ausschüttet, wenn es routiniert handeln darf. Das Reinemachen bietet genau das. Es ist auf den Augenblick konzentriert, unser Geist wird dabei klar und noch dazu werden unsere Mühen mit einem sauberen Heim belohnt. Beim Putzen sind wir selbstbestimmt und können uns die Arbeit frei einteilen – der neuronale Aufwand ist geringer und unser Gehirn entspannter. So werden Wischen, Saugen und Co. für viele Menschen zum persönlichen Entspannungsritual.
Doch nicht für jedermann bedeutet Putzen automatisch Entspannung, wenn gleich fast alle Studienteilnehmer (92 Prozent) Wert auf ein sauberes Zuhause legen. Wie können sich Menschen aus Sicht der Psychologie zum Reinemachen motivieren?
Unsere innere Einstellung zum Putzen entscheidet, ob wir diese Tätigkeit als notwendiges Übel wahrnehmen oder als Möglichkeit zu entspannen. Putzmuffeln hilft es, das Reinemachen als positive Herausforderung zu sehen, die es gelassen zu bewältigen gilt. Mit etwas Übung können auch sie Erfüllung im Haushalt finden und Sauberkeit als wohlverdiente Belohnung genießen. Wer es schafft, ganz in der Tätigkeit aufzugehen, kann Probleme ausblenden und die volle Aufmerksamkeit auf das aktuelle Handeln legen. Diesen Zustand bezeichnen viele Menschen als meditatives Putzerleben, das Stress und Erschöpfungserscheinungen entgegenwirken kann.
Grundsätzlich kann die Motivation zu putzen ganz verschieden sein. Für die einen ist es der entspannende Effekt, für die anderen ist der größte Ansporn die Sauberkeit selbst. Manchen Menschen gibt die Tätigkeit auch Sicherheit – sie haben das Gefühl, mit ihrer äußeren auch ihre eigene, „innere Welt“ unter Kontrolle zu haben.
Wenn das Vorhaben zu putzen auf den hektischen Lebensalltag trifft, wird der schmutzige Fußboden schnell zum mahnenden Symbolbild und zusätzlichem Stressfaktor. Was können wir tun, wenn die Motivation zwar groß, die Zeit jedoch knapp ist?
Untersuchungen zeigen, dass Stress oft nicht durch äußere Belastungen entsteht, sondern zu 70 Prozent hausgemacht ist. Hier entscheidet unsere Persönlichkeit. Resiliente Menschen, die Stress nicht als Belastung, sondern als tägliche Herausforderung annehmen, können das Dilemma leicht lösen: Sie konzentrieren sich auf das Machbare und verschwenden keine Energie für Selbstkritik, wenn sie durch berufliche Belastung weniger Zeit für ihren Haushalt haben.
Wer sich vom Chaos zuhause stressen lässt, sollte sich nicht bedauern, sondern strategisch vorgehen und sich genau überlegen, welche Putztätigkeiten mit welchem Zeitaufwand zu schaffen sind. Mit dieser Einstellung wird Putzen zu einem positiv besetzten Erlebnis.
„Moderne Putzhilfen unterstützen den menschlichen Wunsch nach Ordnung und Sauberkeit‟
In früheren Zeiten war es üblich, die Hausarbeit auf einen bestimmten Wochentag zu legen. Die Studienergebnisse legen ein viel weniger starres Raster dar. Woran kann das liegen?
In vielen Familien, aber auch in Single-Haushalten ist das Wochenende mit Freizeitaktivitäten verplant. Das klassische, samstägliche Putzen passt da nicht ins Konzept. Die Tätigkeit wird lieber unter der Woche in kleineren Einheiten erledigt. Nach einem anstrengenden Tag blicken viele Menschen dem abendlichen Putzritual sogar positiv entgegen: Sie können beispielsweise aus ihren beruflichen Sorgen aussteigen und sich einer Tätigkeit widmen, bei der sie ein sofortiges positives Ergebnis sehen und gleichzeitig abschalten können.
Die durchschnittliche Putzdauer variiert von Land zu Land stark. Von eineinhalb bis hin zu knapp fünf Stunden wöchentlich ist im internationalen Vergleich fast alles dabei. Wie erklärt sich das?
Hier spielen zwei Faktoren eine wichtige Rolle: die Persönlichkeit und das kulturelle Umfeld, also wie sehr Sauberkeit und Ordnung als Wert in einer Gesellschaft etabliert sind. Perfektionisten zum Beispiel investieren viel Zeit in ein aufgeräumtes Heim, während Chaoten sehr locker mit Unordnung umgehen können. Workaholics wiederum stecken ihre Energie lieber in die Arbeit als ins Putzen und Beziehungsmenschen lieben es, ein gemütliches, sauberes Zuhause zu schaffen. Neben solchen Eigenheiten und der individuellen Einstellung zum Thema Putzen haben die gesellschaftlich vorgegebenen Werte enormen Einfluss.
Wohin geht die Reise beim Thema Putzen? Fördern technische Entwicklungen, dass Menschen diesen Vorgang als zunehmend entspannend erleben?
Moderne Putzhilfen unterstützen den menschlichen Wunsch nach Ordnung und Sauberkeit. Und gerade im hektischen Alltag erweisen sich die technischen Helfer für viele als wahrer Segen. Sie sparen Zeit und liefern noch dazu meist bessere Ergebnisse als herkömmliche Putzvorgänge. So kommen auch Berufstätige mit wenig Freizeit in den Genuss des entstressenden Effekts von Sauberkeit und Ordnung. Nicht zu vergessen, dass der Gebrauch innovativer technologischer Geräte auch einfach Spaß macht. Wie in vielen Lebensbereichen spielt die Technik beim Putzen eine immer größere Rolle.