Ein Leben für den großen Fang

Täglich fahren Fischer vom Hafen der kleinen schottischen Ortschaft Pittenweem am Firth of Forth an der Nordseeküste hinaus und fangen Hummer und Taschenkrebse. Der Job ist hart – aber tauschen will hier niemand.

Ein Leben für den großen Fang

Die Liebe zum Meer

Wenn Nick Irvine endlich mit seiner Vanguard in See sticht, dann hat er schon jede Menge Arbeit hinter sich: Er hat den zehn Meter langen und fünf Meter breiten Katamaran gereinigt, auf dem Fischmarkt neue Köder besorgt und den Tank sowie die Wetter- und Seekarten gecheckt. Auch die dicken Gummistiefel mit der gelben Regenhose hat er schon über seine abgewetzte Cargohose mit Camouflage-Muster gezogen und einen blauen, wasserdichten Pullover über den dicken Hoodie gestreift.

„Ich kann mir kein anderes Leben vorstellen als das eines Fischers“, sagt der 44 Jahre alte Schotte, der sein ganzes Leben am Firth of Forth verbracht hat. Der Meeresarm liegt an der Ostküste Schottlands, eine gute Autostunde von Edinburgh entfernt. Ein Bürojob? „Eine schreckliche Vorstellung“, sagt er. In eine große Stadt ziehen, nach Edinburgh, Glasgow oder Aberdeen? „Nein, zu viele Leute, zu wenig Platz, die Familie ist weit weg.“ Vor allem aber: „Ich habe das Meer nicht direkt vor der Tür.“

Nick Irvine

Nick wollte immer Fischer sein

Und das ist sein Leben, seine Faszination, seit Nick ein kleiner Junge war. „Als ich zehn, zwölf Jahre alt war, bin ich schon zum Fischen hinausgefahren, vor der Schule und nach der Schule.“ Von seinen Eltern hat er die Faszination für den Knochenjob nicht. „Aber mein Bruder ist auch Fischer. Gemeinsam besitzen wir fünf Boote“, sagt Nick.

Und damit fahren sie nahezu an jedem Werktag hinaus, im Sommer wie im Winter. „Am Wochenende ist Pause“, sagt er. Rund 400 Hummerreusen hat Nick vor der Küste in der Nordsee deponiert, jeden Tag werden Dutzende davon eingesammelt, ausgeleert und wieder neu mit Ködern bestückt. Ein anstrengender Job, den er mit seiner Besatzung Josh und Roger erledigt. „Wenn das Meer ruhig ist, dann ist es der schönste Ort der Welt“, schwärmt Nick. Doch der Wind weht hier oft, die Temperaturen sind auch bei Sonnenschein kühl und das Wasser ist rau. „Aber daran gewöhnt man sich schnell.“

Auf Hummerfang

Im Winter bewegen sich die Hummer nicht viel

Die Fallen sind an verschiedenen Orten ins Meer hinabgelassen. Das Sonar an Bord gibt Auskunft über die Unterwasserlandschaft, denn Nick lässt die Reusen gerne da ins Wasser, wo der Untergrund hügelig ist. „Da sind die Hummer eher unterwegs und wandern in unsere Fallen“, erläutert er. Allerdings nur im Sommer, wenn die Wassertemperatur auch in größeren Tiefen mehr als zehn Grad erreicht. „Im Winter stellen die Hummer das Bewegen fast komplett ein“, sagt Nick. Kein Wunder: Das Wasser der Nordsee ist dann kaum wärmer als drei oder vier Grad, die Krustentiere sind im Überlebensmodus.

Wenn Nick eine seiner Bojen erreicht hat, dann geht alles ganz schnell. Er holt das Tau durch eine große Aussparung ein. Roger und Josh stehen bereit für die Käfige, die der Chef aus dem Wasser zieht. Sie werden auf einen Tisch gewuchtet und während Roger mit geschultem Auge aussucht, welche Taschenkrebse und Hummer für den Markt geeignet sind, nimmt Josh schon eine Handvoll toter Fische aus der Kiste und stopft sie in die kleinen Taschen in der Falle. Sie sollen die Schalentiere anlocken. „Wenn die Hummer einmal in die Falle gehen, weil sie den Fisch gesehen haben, kommen sie nicht mehr heraus“, erklärt Nick. Im Innern sind die
Reusen wie ein kleines Labyrinth, und aus der hintersten Kammer gibt es kein Entrinnen mehr.

Während Roger Beifang wie Muscheln, Seesterne oder anderes Meeresgetier gleich wieder ins Wasser wirft, holt Nick schon die nächste Falle an Bord und Josh wuchtet den ausgeleerten Käfig auf die freie Fläche nebenan. Dort werden die Reusen so lange gestapelt, bis an einer Stelle der gesamte Fang eingeholt ist.

Im Sommer stapeln sich die Hummer in den Reusen

„Im Sommer fangen wir bis zu 400 Hummer an einem Tag, manchmal sogar mehr“, sagt Nick. Denn die kalte Nordsee am Firth of Forth ist voll von diesen Schalentieren. Jeder Fischer hat seine Stellen, an denen er seine Fallen auswirft. „Wir kommen uns nicht in die Quere.“ Das brauchen sie auch nicht, denn ihren Fang übergeben sie an Land an eine Kooperative, die die Meerestiere weiterverkauft.

Viele Hummer und Krabben werden auf direktem Weg nach Asien und Spanien geschickt, erzählt Nick. Dort bekommen die Distributoren gute Preise für den schottischen Fang. Fische sind deutlich mühsamer zu verkaufen. „Das ist auch der Grund, weswegen wir uns auf die Hummer und die Krabben spezialisiert haben, alles andere lohnt sich nicht.“ 

Hummerverkauf
Bootsreinigung

Hummerkauf direkt vom Boot

Im Sommer begeistern sich auch die Schotten für die edlen Krustentiere, die die Fischer aus dem Meer holen. „Manchmal warten die Leute am Kai auf uns und kaufen dann Hummer direkt vom Boot.“ Das sei kein Problem, denn sie bringen ja genug Fang an Land. „Manchmal sind die Reusen so voll, dass sich die Tiere fast darin stapeln.“

Wenn Nick schließlich wieder Kurs auf Pittenweem nimmt, dann ist für seine beiden Helfer Feierabend. Der Kapitän hingegen bringt den Fang zu den Käufern und macht sich dann daran, den Katamaran für den kommenden Tag vorzubereiten. Im Hafen steht ein professioneller Heißwasser-Hochdruckreiniger von Kärcher, der die Reinigung des Decks deutlich erleichtert. „Das Gerät haben wir gemeinsam angeschafft, das war eine hervorragende Investition“, sagt er. Nick reinigt die dicken Taue seiner Vanguard mit der Maschine, die Wasser bis auf 155 Grad erhitzen kann. Nach einem langen Tag auf dem Wasser sind sie bräunlich gefärbt – und nach dem Einsatz des Heißwasser-Hochdruckreinigers erstrahlen sie wieder in einem satten Flaschengrün. Ist das Boot sauber, macht sich Nick an die Reinigung des Stegs. Mit einer Kärcher-Kehrmaschine fegt er den Müll zusammen, der bei der Verladung und dem Verkauf der Hummer und Taschenkrebse angefallen ist.

Nach dem einen oder anderen Schwätzchen mit den Fischerkollegen schaut Nick noch in dem kleinen Eisladen an der Strandpromenade vorbei und kauft sich ein Eis. Danach macht er sich auf den Weg nach Hause zu seiner Frau und seiner Tochter. Zeit für Feierabend.

Hummer mögen es sauber

Die Fischerei ist eine anstrengende Angelegenheit, die viel Sauberkeit verlangt: Das Deck, die Wannen für den Fang, der Schiffsrumpf, die Taue und insbesondere die Fangreusen. Denn: Hummer haben gute Augen. Es ist von Vorteil, wenn der Käfig frei von Algen ist und sie die Köder schon aus einiger Entfernung erkennen können.

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Landkarte Schottland

5 FAKTEN ZU SCHOTTLAND

  • Schottland ist 78.772 Quadratkilometer groß, die Hauptstadt ist Edinburgh.
  •  „Haggis“ heißt das schottische Nationalgericht, das nicht jedermanns Sache ist: Klassischerweise werden Herz, Lunge und Leber eines Schafs im Magen des Tieres gegart. 
  • Schottland hat knapp 800 Inseln, von denen 130 bewohnt sind.
  • „Harry Potter“ spielt unter anderem in Schottland.
  • Der Regenmantel wurde 1824 vom schottischen Chemiker Charles Macintosh erfunden. In Großbritannien nennt man das Kleidungsstück bis heute „Mac“.